Andreas Petersell

Minimum

Alle haben wir es geahnt. Jetzt hat es Schirrmacher unausweichlich für die Zweifler fixiert. 1974 diagnostizierte der sozialistische Historiker Harry Bravermann, was unzählige andere auch empfanden: Die Bevölkerung verlässt sich nicht mehr auf soziale Organisationsformen in Gestalt von Famile, Freunden, Nachbarn, Gemeinschaft, Älteren und Kindern, sondern bedient sich des Marktes nicht nur für Nahrung, Kleidung und Wohnung, sondern auch für Erholung, Unterhaltung, Sicherheit, für die Betreuung der Jungen, der Alten, der Kranken, der Behinderten.

Die 3-Tage-Woche

Aber warum hat Mario bei unserem Gespräch gleich abgewunken? Im selben Haus stand zu der Zeit noch eine Wohnung zum Verkauf…​ Für ihn stand aber glasklar fest, dass Vermieten nichts für ihn sei. Die Argumente hätten noch so gut sein können. Wenn er sich eine Wohnung kaufe, dann nur, um darin selbst zu wohnen. Wir werden schon früh in unserem Leben dazu erzogen, den "normalen" Weg zu gehen. Als Kind sollen wir in der Schule auf den Lehrer hören.

Macbeth

Dann wurde ihm blitzartig etwas klar. Er kannte niemanden, der ihm helfen würde. Nicht hier und nirgendwo sonst. Er war die Art Mensch, mit der die Leute einigermaßen zurechtkamen. Es war nicht so, dass sie ihn bewusst nicht ausstehen konnten, aber sie mochten ihn auch nicht. Und warum sollten sie? Was hatte er je für einen anderen getan, das ihm nicht selbst einen Vorteil verschafft hätte? Er hatte Verbündete, keine Freunde.

Deutschlandfahne - Farbe bekennen

Und da hat man schon einen Teil der Erklärung dafür, dass es der extremen Rechten immer öfter gelingt, das Hambacher Fest, das Deutschlandlied oder die schwarz-rot-goldene Fahne für sich zu reklamieren: All das ist einem Teil der Linken fremd, zuwider oder bestenfalls gleichgültig. "Deutsch mich nicht an!" ist eine Parole, die man öfter auf Anti-AfD-Demonstrationen sieht. Man hat es mit einem verzweifelten politischen Tango zu tun: Gerade weil die AfD danach greift, weicht der Rest zurück.

Matter of Trust

A team is not a group of people who work together. A team is a group of people who trust each other.

— Simon Sinek
https://twitter.com/simonsinek/status/1034138845594497024

Wie man ein Pferd fliegt

Entscheidungsträger und Autoritätspersonen in Wirtschaft, Wissenschaft und Regierung betonen alle, dass sie Kreativität schätzen, aber wenn man sie testet, stellt sich heraus, dass sie die Kreativen nicht schätzten. Warum? Weil besonders kreative Menschen meist auch verspielter, unkonventioneller und weniger berechenbar sind, und damit auch schwerer zu kontrollieren. Man kann noch so sehr betonen, wie sehr man Kreativität schätzt, aber tief drinnen haben die meisten von uns lieber die Kontrolle.

Montecristo

"Sie sind also der Meinung, dass eine kritische Größe gibt, ab der man einen Skandal nicht mehr aufdecken darf?" Gobler nickte heftig. "Und dieser Punkt ist dann erreicht, wenn dessen Enthüllung der Allgemeinheit mehr schadet als nützt. Und in unserem Fall ist er mehr als erreicht. Er ist weit überschritten. Haben Sie das noch nie erlebt, dass Wahrheit mehr schadet als die Lüge?" — Martin Suter: Montecristo

Durst

Es ärgerte aber Steffens nicht mehr, dass die Menschen die Kälte für etwas Greifbares hielten und nicht verstanden, dass sie bloß die Abwesenheit von Wärme war. Die Kälte war das natürlich Dominierende. Die Wärme die Ausnahme. Wie Mord und Grausamkeit natürlich und logisch waren, Barmherzigkeit hingegen eine Anomalie, das Resultat komplizierter Regeln des menschlichen Zusammenlebens, um das Fortbestehen der Art zu sichern. Dabei hatte nicht die Barmherzigkeit den Menschen das Überleben gesichert, sondern die außerordentliche Fähigkeit, anderen Arten gegenüber grausam zu sein.

Verratene Vermächtnisse

Milan Kundera setzt in seinem Essay-Band Verratene Vermächtnisse die Latte sehr hoch, oder er teilt die Romane nur anders ein?

Die Akte Vaterland

Klappentext und Rezensionen: https://www.perlentaucher.de/buch/volker-kutscher/die-akte-vaterland.html Preußenschlag Die Frankfurter Allgemeine vom 14.12.2012 schreibt: Volker Kutschers Berlin-Krimi „Die Akte Vaterland“ ist anders als viele andere Beispiele dieses Genres. Denn er versteht es, Zeitgeschichte mit spannender Dramaturgie zu vereinen. So erlebt die Kommissaranwärterin Charlotte Ritter den Staatsputsch des deutschen Reichskanzlers gegen die demokratische Regierung Preußens am 20.Juli 1932: „Plötzlich war draußen ein Tumult zu hören, laute Stimmen, Rufe. Die Beamten schauten sich an …​ Das Bild ließ keinerlei Zweifel zu: Die Reichswehr hatte den Berliner Polizeipräsidenten verhaftet und führte ihn aus seinem Dienstsitz.